Kurzbeschreibung der Gemeinde Reichstädt
Die Gemeinde Reichstädt, welche aus den Ortsteilen Reichstädt und Frankenau besteht, gehört zum Landkreis Greiz und liegt im Osten Thüringens, an der Kreisgrenze zum Altenburger Land. Zu diesem, bzw. dem damaligen Herzogtum Sachsen-Altenburg, gehörte die Gemeinde in früheren Zeiten. Sie zählt derzeit ca. 330 Einwohner und ihr Bürgermeister ist seit 2019 Herr Henryk Mäder.
Nach derzeitigen Erkenntnissen wurde Reichstädt erstmals 1256 und Frankenau 1384 urkundlich erwähnt. Im Jahr 2006 wurde das 750. Jubiläum von Reichstädt gefeiert. Höhepunkt war der große Festumzug.
Fotos: Christiane Uigschieß
Die ländlich geprägte Gemeinde, dessen Ortsteil Reichstädt im malerischen Sprottetal an der alten Heerstraße zwischen Altenburg und Gera liegt, hatte einst ein Rittergut, welches über Jahrhunderte durch seine markante Position an hoch gelegener Stelle das Ortsbild prägte. Auf Befehl Nr. 209 der SMAiD, der sowjetischen Militäradministration in Deutschland, wurde es im Jahre 1948 abgebrochen.
Rittergut Reichstädt um 1935
Ein weiteres Wahrzeichen des Ortes war die vor dem Pfarrhaus stehende Tanzlinde. Jene und die charakteristische Biegung des Baches Sprotte findet man stilisiert im Reichstädter Gemeindewappen.
Pfarrer Kröber mit seiner Ehefrau
vor der Tanzlinde, um 1920
Zum Wandern lädt insbesondere der Park am Mühlteich ein. Einst als Wasserspeicher für die anliegende Wassermühle dienend, dann über viele Jahre vernachlässigt und verlandet, wurde der Teich in den Jahren 1999 und 2000 von Bewuchs und Schlamm befreit. Aus dem weiträumigen Areal wurde ein Park angelegt. Dieser entwickelt sich stetig weiter, denn jedes Jahr pflanzen die Schulanfänger der Gemeinde dort den Baum des Jahres.
Park am Mühlteich 2018
Park am Mühlteich 2018
Pflanzen des Baums des Jahres, 2016
Das nördlich gelegene Frankenau hatte einst auch ein Rittergut. Auf jenes wird in der Urkunde von 1384 hingewiesen. Im Jahre 1525 verlegte der damalige Besitzer Bernhard von Creutzen seinen Wohnsitz nach Reichstädt und der größte Teil des Grund und Bodens des Rittergutes ging an drei Frankenauer Bauern.
Alter Vierseithof in Frankenau (abgerissen), 1983
In den Jahren 1886 / 1887 wurde die Eisenbahnlinie Meuselwitz-Ronneburg verlegt und in Frankenau ein Bahnhof errichtet.
Bahnhof Frankenau, um 1960
Foto: M. Gerth
Die wohl ältesten Gebäude in der Gemeinde sind die beiden Kirchen. Wobei die Frankenauer älter ist als die Reichstädter.
Die Frankenauer Wehrkirche, welche ursprünglich auch einen Turm hatte, wurde im 12. Jahrhundert errichtet. Das Langhaus wurde im 17./18.Jahrhundert angebaut. An der Kirche befindet sich ein Neidkopf. Neid stammt vom althochdeutschen nid ab und bedeutet in etwa Hass, Zorn oder Neid. Diese fratzenhaften Gesichter an Gebäuden sollen dem Volksglauben nach das Böse abwehren.
Kirche in Frankenau, 2010
Neidkopf an der Frankenauer Kirche, 2018
Die Kirche in Reichstädt erhielt ihre jetzige Form beim letzten größeren Umbau in den Jahren 1836-1839. Zuvor stand dort eine ältere, wahrscheinlich im 14. Jahrhundert errichtete kleinere Kirche. Erhalten blieben von jener nicht nur ein großer Teil der Außenmauern, sondern insbesondere einmalige Deckengemälde, welche erst bei Renovierungsarbeiten 1971 wiederendeckt wurden. Jene stammen wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert und zeigen Szenen aus der biblischen Geschichte.
Kirche in Reichstädt, 2012
Bilder in der Reichstädter Kirche, 2019
In beiden Ortsteilen siedelten sich neben Landwirten auch zahlreiche Händler und Handwerker an. Heute gibt es nur noch wenige dieser Unternehmen, in Frankenau sind noch zwei Landwirte ansässig, die die umliegenden Felder bewirtschaften.
Die Gemeinde blickt auf ein reges Vereinsleben zurück. Gesangsvereine, Sportvereine, Kleingärten- und Schützenvereine oder zuletzt der Heimat- und Feuerwehrverein organisieren die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Veranstaltungen. Das Reichstädter Dorffest war weit über seine Gemeindegrenzen hinaus bekannt. Gegenwärtig finden neben dem traditionellen Maibaumsetzen noch das Osterfeuer und das Teichfest statt.
Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung:
Bockwindmühle in Lumpzig, 2008
Geodätischer Festpunkt (Holzgerüst, steht nicht mehr),
Höckhübel (alter Grabhügel) und Bockwindmühle, um 1980
Fotonachweis: Soweit nicht anders angegeben Archiv Neunübel.
Links: www.reichstaedt.com
www.altenburger-bauernhoefe.de/
Literatur: Werner und Enrico Neunübel, Die Chronik von Reichstädt in Thüringen, 2006
Dr. Andreas Zehnsdorf, Thüringens merkwürdige Linden, 2009
Rainer Graefe, Bauten aus lebenden Bäumen, Geleitete Tanz- und Gerichtslinden, 2014
Kontakt: Bürgermeister
Herr Henryk Mäder
Ortschronist (Chronik und Kirchenführung)
Herr Enrico Neunübel