Geschichtliches zur Gemeinde
Historische Wanderung
Korbußen
Das Dorf liegt rings von Wiesen umgeben auf einer Hochebene, und zwar drei Viertelstunden von Ronneburg am linken Arm der Sprotte. Korbußen, vulgär Korbsen ausgesprochen, wird als Ort des Gaues Geraha schon im 12. Jahrhundert genannt (Coarwiz ?), dann heißt es in alten Urkunden Corwitz, Korriesen, Corwiessen, Korbwisen, Chorwiessen, Chorenwiesen, erst seit 1619 Corbußen. Den Namen vom lateinischen corvus - der Rabe - abzuleiten, wie der Pfarrer Mylius es 1684 tat, es also als ein Rabendorf zu bezeichnen, ist zu verwerfen. Der Ort besitzt eine Kirche, Pfarre, Schule, Ziegelei und ein Brauhaus, in der Nähe aber finden sich Monsteinbrüche, in weichen öfters Versteinerungen gefunden werden, sowie ein Kieslager. Von den 523 Hektaren Land sind 70 ha Wiesen, 11 ha Gärten und 19 ha Wald; ein besonders geschätzter Handelsartikel ist das Kraut, das in vorzüglicher Qualität hier wächst. Brachten schon der dreißigjährige wie der siebenjährige Krieg über Korbußen viel Not, so hatte es 1806, einige Tage vor der Schlacht bei Jena, gar das Unglück, von den Franzosen geplündert zu werden. Auch die folgenden Kriegsjahre brachten viel Missgeschick, besonders das von 1813, in welchem der Ort viele erkrankte russische Soldaten in Einquartierung und Pflege erhielt; durch diese wurde auch das Nervenfieber hier eingeschleppt, welches ungemein bösartig auftrat und dem viele zum Opfer fielen. Aus früheren Jahren wird noch gemeldet, dass 1639 und 1640 hier die Pest herrschte. In den Jahren 1841, 1854, 1855 und 1861 hatte es durch Brände zu leiden. Von der höchsten Umgebung, 796 Fuß über dem Meeresspiegel, hat man nach Norden wie nach Süden eine freie Aussicht, die sich nach Süden bis zum sächsischen Erzgebirge erstreckt.
Die ehemalige Schule im Winter
Pöppeln
Das von Korbußen nordwestlich gelegene Pöppeln ist von diesem nur durch den linken Arm der Sprotte, welche in der Nähe Pöppelns ihren Quell hat, getrennt. Beide Dörfer machen scheinbar nur einen Ort aus, auch ist Pöppeln ja nach Korbußen eingepfarrt. Bereits im Jahre 1322 wird der Ort, welcher urkundlich "Popelin" genannt wird, als zu Korbußen gehörig bezeichnet und mit dem ganzen Kirchspiel gehörte es damals zum pagus Geraha. Pöppeln, welches jetzt 153 Einwohner zählt, liegt an der alten Straße von Altenburg nach Gera; die Hauptbeschäftigung seiner Einwohner besteht im Ackerbau - das Dorf besitzt 191,68 Hektare Landes - sowie in Viehzucht, doch finden sich auch mehrere Gewerbetreibende hier. Von Bränden wurden hiesige Güter in den Jahren 1837 und 1856 heimgesucht.
Da die Neuzeit uns nichts Nennenswertes weiter meldet, wollen wir uns noch mit den Sagen beschäftigen. Die schönste derselben spielt im nahen Martinsgrunde, woselbst einst die schöne Tochter des Gutsherrn von Pöppeln von einem Bären bedroht wurde. Ein junger Mann, namens Martin, kam herzu, erlegte die Bestie, befreite die Jungfrau und ward von dem Vater derselben mit deren Hand beglückt. Nach dieser Begebenheit soll der Grund seinen Namen "Martinsgrund" erhalten haben. Sagenhaft wie dieser Gutsherr ist auch ein Sch1ößchen, das, von einem Wallgraben umringt, einst in Pöppeln gestanden haben soll, ja auch eines wüsten Dorfes Vollersdorf unfern des in Rede stehenden Ortes wird Erwähnung getan. Dasselbe soll im Dreißigjährigen Kriege zerstört worden sein, jetzt ist es Waldrevier; in einem Brunnen und in einem Stück Wald dabei, in welch' letzteren man beim Roden Knochen fand, sieht man die Überbleibsel jener Zeit. Zur Nachtzeit will man hier auch öfters brennende Lichter, also wohl Irrlichter, gesehen haben. Schließlich heißt es, dass in heidnischer Zeit hier eine Göttin der Nacht, (andernwärts Göttin der Jagd) namens Holla Poppa, verehrt worden sei.
Kleine Zeittafel der Ortsgeschichte...
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Die Landwirtschaft nach dem 2. Weltkrieg
Korbußen war von jeher landwirtschaftlich geprägt. Nach dem Krieg vollzog sich ein dramatischer Wandel vom traditionellen Landbau zur sozialistischen Kollektivwirtschaft.
Nach 1945 bewirtschafteten in Korbußen 44 landwirtschaftliche Gehöfte etwa 600 Hektar Nutzfläche. Von staatlicher Seite wurde bald ein Pflichtablieferungssoll für alle landwirtschaftlichen Produkte eingeführt. Ein entsprechender Viehhalteplan wurde jedem Bauer vorgegeben. Nur wer diese Vorgaben termin- und mengenmäßig erfüllte, erhielt Butter und die Genehmigung für Hausschlachtung zur Eigenversorgung.
Die allgemeine Lage wirkte sich auch auf die Landwirtschaft aus. Die Stromversorgung war so schwach, dass beim Bürgermeister Druschkarten beantragt werden mussten. Oft konnte bei dem bestehenden Termindruck nur nachts gedroschen werden. Da es in Ostdeutschland keine Landmaschinenindustrie mehr gab, wurden die ersten neuen Mähdrescher und Traktoren aus "Freundesland" eingeführt. Damit wurden Maschinen-Ausleih-Stationen (MAS) aufgebaut, die ein staatliches Instrument zur Kollektivierung waren. Die größeren Bauern wurden bei der Nutzung dieser Maschinen größtenteils ausgeschlossen.
Im Februar 1953 wurde der Hof der Familie Kirmse enteignet, als Vorwand diente die Nichterfüllung des Solls. Im Frühjahr desselben Jahres wurde die erste LPG gegründet, die sich aber nach dem 17.Juni wieder auflöste. Der enteignete Hof wurde in den folgenden Jahren zu einem Stützpunkt der LPG "Rotes Banner" Großenstein. Dieser Genossenschaft schlossen sich auch einzelne Korbußener Bauern an.
Im März 1958 gründeten 3 Bauern die LPG "An der Sprotte" vom Typ 1 (gemeinsame Bewirtschaftung der Felder). Zu dieser Zeit versuchten auch die "Sputniks" (SED-Agitoren aus Industriebetrieben) die Bauern von der genossenschaftlichen Arbeit zu überzeugen. Nach Gründung einer weiteren LPG vom Typ 1 am 1. April 1960 war der Ort voll genossenschaftlich.
Zu den Merkmalen der Anpassung an die Marktwirtschaft nach der Deutschen Einheit zählt die Produktionsbegrenzung durch Lieferquoten und die Zahlung von staatlichen Beihilfen für Flächenstilllegungen. Durch Gewerbegebiet, Verkehrswegebau und mögliche Wohngebiete schrumpft die nutzbare Anbaufläche. Nur wenige Arbeitsplätze blieben erhalten. In Zukunft wird die Erhaltung und Gestaltung der Landschaft durch den Landwirt immer mehr an Bedeutung gewinnen. |